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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fußballkrimi in der Schlussphase



LebenslangGruenWeiss
25.02.2012, 16:30
VfL Witzhelden - BV Gräfrath 4:3 (2:1).

Wenn der Schiedsrichter bloß noch zwei Minuten hätte länger spielen lassen... Wer weiß, was noch passiert wäre im Schatten des Sendeturms in Witzhelden. Doch der Unparteiische verzichtete auf eine Nachspielzeit und pfiff pünktlich ab. Daher wurde es nichts mehr mit einem späten Ausgleich. Damit verloren die Gräfrather zwar unter dem Strich - doch es war eine Niederlage, für die sich das Team nicht schämen brauchte. Einsatzbereitschaft und Teamgeist stimmten, der BVG war den Gastgebern (als Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel auf dem Papier klarer Favorit) über weite Strecken ebenbürtig. In der Schlussphase entwickelte sich beim Stand von 1:4 aus Solinger Sicht neun Minuten vor Schluss noch ein wahrer Fußballkrimi.

Frühzeitig hätten die Platzherren in Führung gehen können, nämlich nach nur zwei Minuten. Da pfiff der Schiedsrichter bei einem Zweikampf im BVG-Strafraum ab - und entschied auf Rückpass zum Torwart und damit auf indirekten Freistoß wenige Meter vor dem Kasten. Was der Unparteiische nicht gesehen hatte: Der VfL-Stürmer hatte den Ball zuletzt berührt, doch weil René als Verteidiger gleichzeitig das Bein bewegte (um zu klären), sah es wie ein Pass von ihm aus. Zweifelhafte Entscheidung, die sich aber (leider!) in eine lange Reihe von seltsamen Bewertungen durch den Schiedsrichter einreihte.

Dem Schock folgte frenetischer Jubel seitens des BVG: Nach sieben Minuten führten die Solinger mit 1:0. Von der Strafraumgrenze spielten Paul und Erik den Ball quer durch den Torraum, wo Sima nicht lange fackelte, mit links abzog und das Runde ins Eckige zimmerte. Danach hatte Marcel Pech mit seinem Versuch (8.), während auf der anderen Seite Torwart Nick sein Können zeigen musste (12.). Dann stand wieder der Unparteiische im Zentrum: Er ahndete ein klares Halten von Paul durch den letzten (!) Mann des VfL nicht, belehrte stattdessen lieber die BVG-Trainer, die vehement Freistoß und gelbe Karte forderten. Streng genommen hätte der Verteidiger in diesem Falle den Platz verlassen müssen.

Unabhängig von dieser Szene hebelten die Witzheldener die BVG-Abwehr kurz darauf mit einem langen Pass aus und markierten den Ausgleich (18.). Und noch vor der Pause stellten sie den Verlauf der Partie auf den Kopf: Nach einem Einwurf klärten die Solinger Verteidiger nicht per Kopf, so dass ein Stürmer sich den Ball schnappte, noch zwei Abwehrspieler umkurvte und gegen die Laufrichtung des Torwarts zum 2:1 (27.) einnetzte. Doch die Gäste steckten nicht auf. Die mit Abstand schönste Kombination war nicht von Erfolg gekrönt: Jonas leitete den Angriff mit einem präzisen Pass auf Erik ein, der den Ball ohne Schnörkel zu Rafael weiterspielte. Im Strafraum wurde er aber noch gestört, so dass sein Schuss Zentimeter am linken Pfosten vorbeisegelte.

Nach der Pause hatten die Gastgeber dann mehr Glück als Verstand, denn eine Flanke "verunglückte" und landete zum 3:1 (39.) im Tor. Und ein Fehler im Mittelfeld schien dann die klare Niederlage zu besiegeln: Zweimal wurde auf Höhe des Mittelkreises nicht geklärt, der Konter führte zum 4:1 (61.). Doch damit war dann doch noch lange nicht Schluss. Der BVG kämpfte sich nochmals in die Partie. Björn schaltete bei einem Diagonalpass durch den VfL-Strafraum am schnellsten und markierte das 2:4 (65.). Und als die Abwehr der Gastgeber wieder nach Ordnung suchte, sprintete Sima mit dem Ball los und beendete den Konter mit einem Schuss genau neben den rechten Pfosten zum 3:4 (68.). Obwohl die Gräfrather danach alles in die Waagschale und nach vorne warfen, ergaben sich keine weiteren Torraumszenen.

Unter dem Strich durfte der BVG durchaus zufrieden sein. Noch vor wenigen Wochen hätte das Team vermutlich (!) eine zweistellige Abfuhr erlebt. Doch der Teamgeist war intakt - auch noch beim Stand von 1:4. Statt negativen Kommentaren pushten sich die Spieler positiv, das Ergebnis waren zwei späte Treffer. Sogar der Ausgleich wäre drin und nicht unverdient gewesen angesichts der guten Chancen. Die Trainer sprechen daher ein vorsichtiges Lob aus, denn natürlich gilt es, die gemachten Fehler abzustellen. Das heißt: das Verhalten bei gegnerischen Kontern verbessern, Einwürfe üben, Abstöße platzieren, Kopfbälle wagen, Koordination zum Ball verbessern. Die Leistung an sich stimmte, das Team muss sie nun bestätigen. Die Gelegenheit ergibt sich am nächsten Samstag beim VfB Solingen III.