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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Achterbahn der Gefühle



LebenslangGruenWeiss
17.03.2012, 20:23
FC Britannia Solingen II - BV Gräfrath II 3:2 (1:0).

Große Verärgerung, riesiger Jubel, umfassende Hektik und schließlich tiefe Enttäuschung bestimmten das Auswärtsspiel der C2 im Schatten der Klingenhalle. Wieder einmal war es die zweite Halbzeit, in der sich ein interessantes und spannendes Spiel entwickelte. Doch obwohl der BVG zwischenzeitlich die Partie drehte und den Rückstand in einer nicht unverdiente Führung verwandelte, jubelten beim Schlusspfiff die Gegner. Zu viele individuelle Fehler, zu viel Hektik und mangelhaftes Zweikampfverhalten führten dazu, dass die Gräfrather doch noch mit 2:3 unterlagen - eine Niederlage, die es nicht hätte geben müssen.

Nach acht Minuten hatte der BVG die erste gute Chance der Partie, als Björn abzog und der Torwart nur abklatschen konnte. Erik kam im Nachsetzen eine halbe Sekunde zu spät. Es war eine zerfahrene Partie, in der beide Mannschaften technisch eher ein bescheidenes Niveau zeigten. Mehr Fehler unterliefen leider dem BVG, der einfach nicht in die Zweikämpfe kam und wenn doch, sich häufig ungeschickt anstellte. Eine Verkettung von Fehlern führte zum 0:1. An der Strafraumgrenze schauten mehrere BVG-Spieler zu, wie der Ball für einen Angreifer abgelegt wurde, der dann einige Meter an der 16er-Linie entlang lief und dann mit einem trockenen Flachschuss ins linke Eck traf (18.). In der Folge waren die Gäste noch verunsicherter und entsprechend froh über den Pfiff zur Pause.

Die zweite Halbzeit - in den vergangenen Partien stets mit einer Leistungssteigerung verbunden - begann mit einem Paukenschlag: Der gegnerische Torwart verursachte mit einem Foul an Erik einen Strafstoß (37.). Die nächsten Minuten waren die mit Abstand irrsten dieser Saison: Zunächst traute sich niemand so recht, den Elfmeter zu schießen, schließlich fasste sich Sima ein Herz, scheiterte jedoch am Torwart. Der folgende Britannia-Angriff endete wegen eines Ballverlustes schon kurz vor der Mittellinie. In der Rückwärtsbewegung geriet ein Verteidiger der Gastgeber in Panik und passte zurück zum Torwart. Der wiederum wusste genau, dass er den Ball nicht aufnehmen durfte, reagierte aber zu spät. Der Ball rollte an ihm vorbei, Sima preschte dazwischen und hämmerte den Ball etwas verspätet doch noch zum 1:1 ins Tor.

Doch damit war der Wahnsinn noch nicht zu Ende: Zwei Minuten später schnappte sich Sima auf Höhe der Mittellinie den Ball und sprintete los. Überrannte einen Gegenspieler, dann noch einen, rannte in den Strafraum, passte aber nicht, sondern schob ins kurze Eck ein - 2:1 für den BVG! Das Spiel war auf den Kopf gestellt. Lange Gesichter bei der Britannia, eine Mischung aus Jubel und Fassungslosigkeit bei den Gräfrathern. Doch zu etwas Beruhigung führte der Treffer nicht. Bei einem Gewusel im Strafraum der Gäste sprang der Ball offenbar einem Verteidiger an den Arm, nachdem ihn ein Britanne geschubst hatte. Der sehr junge Schiedsrichter zögerte auch hier nicht, auf Elfmeter zu entscheiden. Hart, aber nachvollziehbar. Denn wenn er pfeift, muss er auf Strafstoß entscheiden. Schade, dass es auf Zuruf geschah und der Gräfrather Spieler möglicherweise zuvor unfair angegangen wurde. Der Elfer jedenfalls landete zum 2:2 (41.) im Tor.

Die Schlussphase war so intensiv, spannend und hektisch wie keine bisher. Hin und her wogte das Geschehen, beide Teams spielten mit offenem Visier, drängten auf die Entscheidung. Justin vergab die riesige Chance auf das 3:2, als er frei zum Schuss kam, der Ball aber einen halben Meter am Lattenkreuz vorbeisegelte. Auf der anderen Seite ging der BVG ein hohes Risiko ein, was sich letztlich rächte. Bei einem Konter unterschätzten die Verteidiger den Ball zuerst, und dann kamen sie nicht mehr hinterher, als ein Angreifer des FC losrannte. Der behielt die Nerven und lupfte den Ball zum 3:2 (60.) über den chancenlosen Nick im Tor.

Die Gründe für die Niederlage muss das Team bei sich selbst suchen. Nicht alle Spieler scheinen zu verstehen, was Teamgeist bedeutet oder, sich für den Nebenmann aufzureiben, oder bis zum Brechreiz von ganz vorne nach ganz hinten zu sprinten, oder im Zweikampf auch eine Verletzung in Kauf zu nehmen, oder beim Kopfballduell notfalls mit den Schädeln zusammmenzuknallen. Die Einstellung und der Einsatz in allen Belangen geben den Ausschlag, wenn man auf einen Gegner trifft, der sich auf Augenhöhe befindet. Gegen Britannia war das Unentschieden möglich, sogar der Sieg war drin. Es also im Grunde keine Frage, woran die knappe Niederlage festgemacht werden muss.

Andererseits zeigte die Mannschaft wieder einmal in einigen Situationen, dass sie Fortgeschritte gemacht hat, dass Potenzial in ihr steckt und mit ihr zu rechnen ist - vor allem offenbar in der zweiten Halbzeit. Individuelle Fehler muss man manchen, unerfahrenen Spieler einfach nachsehen. Erfahrenere Spieler jedoch müssten dann auch endlich mehr Verantwortung übernehmen und auf dem Platz als Leitwölfe auftreten. Im Training und in der Kabine reißen immer die gleichen Jungs die Klappe auf und fallen mit großspurigen Sprüchen auf - dieselben Jungs enttäuschen dann samstags, wenn es ernst wird. Ernsthafte Reflexion über diese traurige Tatsache können die Trainer nur jedem ans Herz legen.