Post SV Solingen - BV Gräfrath 3:3 (1:0).

Das war mal ein Spitzenspiel! Die Partie des Tabellenführers gegen den direkten Verfolger hätte spannender kaum verlaufen können. Und das Duell bot unter dem Strich wirklich alles: packende Zweikämpfe, haarsträubende Entscheidungen des Schiedsrichters, aufgeregte Zuschauer, Flutlicht-Atmosphäre und - vor allem - gleich sechs Tore. Dass die Partie letztlich mit einem Unentschieden endete, ging in Ordnung, auch wenn sich gerade der BVG über drei Punkte noch viel mehr gefreut hätte, zumal das Team zunächst zurückgelegen hatte, dann eine atemberaubende Aufholjagd startete und bis kurz vor Schluss sogar wie der Sieger aussah. Doch im Ergebnis spiegelt sich auch Klasse des Gastgebers wider, dem - wenn man als BVGer ehrlich ist - ersten "echten" Gegner in dieser Saison.

Das Spiel entwickelte sich zunächst gar nicht so, wie es sich der BVG vorgestellt hatte. Ein Schuss, den Nils noch so eben um den Pfosten lenken konnte (6.) bewirkte leider keinen "Hallo-wach-Effekt". Statt sich der körperlichen Gangart des Post SV anzupassen, agierten die Gäste häufig nervös, verloren viele Bälle schon im Spielaufbau und lernten die gegnerische Hälfte des Platzes nicht sehr oft kennen. In der Folge gingen die Gastgeber nicht unverdient in Führung (9.). Dies war an sich schon bitter, doch noch ärgerlicher war die Entstehung des 0:1, als nämlich der Schiedsrichter ein Foul nicht erkannte, weiterspielen ließ und ein Stürmer schnell schaltete. Ein trockener Flachschuss ins untere linke Eck brachte dem BVG den Rückstand. Da erst erwachten die Gäste dann endlich. Sie nahmen die Zweikämpfe an, die fortan von beiden Seiten nicht immer regelgerecht geführt wurden. Das kümmerte den Unparteiischen allerdings wenig. Der war damit beschäftigt, sich um erboste Zuschauer zu kümmern...

Die beste Gelegenheit zum Ausgleich vergab ausgerechnet Nils. Er hatte den Mut, nach einem gegnerischen Foul an Dominik im Strafraum, zum Strafstoß anzutreten. Doch leider scheiterte mit seinem zu unpräzise geschossenen Elfmeter am Torwart (13.). Sima hatte bei einem Konter ebenfalls das 1:1 auf dem Fuß (20.), doch wurde auch sein Schuss vom Schlussmann entschärft.

Die zweite Pause begann für den BVG besonders unpassend: Erst wenige Minuten waren gespielt, als nach einer Ecke das 0:2 (40.) fiel. In der Mitte vor dem eigenen Tor fühlte sich kein Verteidiger für den späteren Torschützen zuständig, der quasi unbedrängt einköpfen konnte. Nun schien die Partie entschieden. Im Stadion gehen manche Zuschauer in solchen Momenten gern früher nach Hause, weil sie keine Chance mehr für das eigene Team sehen. Wer jedoch am Sportplatz Ritterstraße bis zum Ende blieb, erlebte die vielleicht beste Schlussphase einer Partie in dieser Saison.

Eine Umstellung auf dem linken Flügel brachte dem BVG den Erfolg: Die Gäste nutzten eiskalt die Schwäche eines einzelnen Post-Innenverteidigers aus, der gleich zweimal kurz hintereinander im Mittelpunkt stand. Zuerst störte ihn Erik maßgeblich und erzwang den Ballverlust nach einer Flanke, dann verkürzte er überraschend auf 1:2 (44.). Eine Minute später flankte André den Ball in die Mitte, wo erneut Erik goldrichtig stand und die Verwirrung und Verunsicherung der Platzherren ausnutzte. Das 2:2 (45.) stürzte den Post SV ins Chaos und weckte beim BVG die Lust auf (noch) mehr. Denn das nun erkämpfte Remis stellte offenbar beide Mannschaften nicht zufrieden: Es begann ein Duell mit offenen Visieren. Die Team spielten nun auf Augenhöhe, keineSpur mehr von der anfänglichen Überlegenheit der Gastgeber, keine Spur mehr von den nervösen Gästen. Letztere wurden für ihr mutiges Anrennen belohnt - mit einem weiteren Strafstoß (64.). Dieses Mal wurde Toni im Strafraum von hinten geschubst, der Schiedsrichter zeigte sofort auf den Punkt, zum großen Entsetzen des Post SV. Die fühlten sich inzwischen wie im falschen Film. André trat nun als Kapitän an - und verwandelte souverän zum 3:2. Der BVG hatte die Partie auf den Kopf gestellt!

Den Schlusspunkte setzte (leider) der Gegner: Beim letzten Angriff schoss ein Spieler mehr aus Verzweiflung aus 25 Metern aufs Tor der Gäste. Der Ball segelte durch die Luft, senkte sich dann in Richtung Tor und schlug - tatsächlich unhaltbar - zum 3:3 genau in den Torwinkel ein. Ein echter Sonntagsschuss! Den BVG ärgerte der Ausgleich natürlich maßlos, der Post SV wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und war offenbar nur noch froh, nicht verloren zu haben. Zufrieden ging also kein Team vom Platz. Doch der BVG durfte sich immerhin damit trösten, vorerst die Tabellenführung verteidigt zu haben.

Das nächste Spitzenspiel wirft nun bereits seine Schatten voraus: Am kommenden Sonntag (ausnahmsweise) trifft der BVG am heimischen Flockertsholzer Weg auf die SG Höhscheid.